Grüner Kindergarten und grünes Klassenzimmer
Ein Bauernhof ermöglicht authentische und ganzheitliche Naturerfahrungen, die optimale Voraussetzungen und pädagogisches Potential für die kindliche Entwicklung bieten. Kinder besitzen einen natürlichen Bewegungs- und Erkundungsdrang und wo ist dies besser auszuleben als auf einem Bauernhof? Darüber hinaus ist es der ideale Platz für Sinneserfahrungen und Alltagsorientierung. Kinder können am Jahreskreislauf der Natur unmittelbar teilnehmen, Tieren begegnen und diese versorgen, heimische Produkte ernten und genießen und vieles mehr. Dazu braucht es keine künstlich geschaffene Lernumgebung, denn die Landwirtschaft bietet hierzu alles, was man braucht.
Lage, Ankommen, erster Eindruck
Das Ankommen am Hof habe ich in mehreren Blogs bereits beschrieben. Orientierung und Beschilderung, Hofzufahrt, Parkplatz, Zu- und Eingang. Ich habe dazu einen schönen Überblick in einem eigenen Blog „Ankommen am Hof“ gegeben. Er behandelt die Spirale von Annäherung, Begegnung und Heimkehr.
Kinderbereiche am Hof
Die Raumpsychologie kennt archetypische Muster, die sich in den Hofbereichen immer wieder an gleicher Stelle finden (Raumpsychogramm, Raumnovagramm). Es unterteilt den Grundriss in neun gleiche Felder.
Arbeiten mit Kindern am Bauernhof gehört dem archetypischen Bereich der Kinder und Projekte an und ist im Haus mittig rechts verortet (siebtes Bild). Auch der Bereich des Lernens und Wissens im Haus vorne links (zweites Bild) wäre denkbar, hat aber weniger Leichtigkeit. Natürlich wäre es hilfreich, wenn Kinderaktivitäten in diesen Bereichen platziert werden. Aber es ist kein Muss, auch andere Bereiche haben schöne Qualitäten.
Lernort Bauernhof
Die Angebote unterscheiden sich durch die Zielsetzung, Leistungsspektren und der Aufenthaltsdauer auf dem Hof. Sie reichen z. B. von erlebnispädagogischen Programmen für Kindergarten- und Schulkinder bis zu Freizeit- und Bildungsangeboten mit Eventcharakter, wie z.B. ein Kindergeburtstag auf dem Bauernhof. Auch Urlaub auf Bauernhof kann vertiefte Angebote für die Kinder der Gäste anbieten.
Naturnahe Pädagogik
Zu den Angeboten zählen Führungen, Eintages- und Mehrtagesangebote mit/ohne Verpflegung und Unterkunft sowie jahresbegleitende Angebote, bei denen die Besucher mehrmals im Jahresverlauf zu verschiedenen Themen auf den Hof kommen und als Gesamtpaket zu buchen sind.
Erlebnisorientierte Angebote
Allen erlebnisorientierten Angeboten gemeinsam ist es, den Bauernhof und die umgebende Natur mit allen Sinnen aktiv zu erleben und selbsttätig zu werden. Brot backen, Tiere versorgen oder das selbst angebaute Gemüse in einem Miniatur-Hofladen verkaufen. Und Entdeckungsreisen ohne Ende. Das pädagogische mit dem bäuerlichen Element zu verbinden, ist einfach genial.
Kompetenzen für das Leben
Am Bauernhof für Kinder können wir unvergessliche Momente schaffen. Kinder können wichtige Erfahrungen mit der Natur sammeln und den Umgang mit Tieren lernen. Die kleinen Entdecker dürfen nicht nur nach Herzenslust forschen, basteln und spielen, sondern gewinnen auch wertvolle Kompetenzen für ihren weiteren Lebensweg.
Kindergerechte Innenräume
Frühe Sensibilität
Kinder haben eine hohe Sensibilität und Intuition. Sie nehmen einen Raum und die darin herrschenden Energien ganzheitlicher wahr und spüren instinktiv, ob sie ihnen gut tun oder nicht. Dies zeigt sich darin, dass ein Raum, obwohl er liebevoll gestaltet ist, nicht von den Kindern angenommen und genutzt wird. Eine Ecke, die für uns Erwachsene keinerlei Anziehungskraft hat, wird dagegen ganz offensichtlich zum Lieblingsspielplatz. Diese Sensibilität geht leider mit zunehmendem Alter mehr und mehr verloren.
Bei der Einrichtung von Kinderräumen und -plätzen kann es von Vorteil sein, diese von Kindern probeweise benutzen zu lassen. Und sich von den Reaktionen der Kinder weiter inspirieren zu lassen.
Der Raum als dritter Erzieher
In der Reggio-Pädagogik spielt der Raum die Rolle schlechthin: Der Raum als dritter Erzieher. Räume wirken als reichhaltige, vorbereitete Umgebung, die den Kindern sowohl Anregung und Herausforderung bieten, als auch Geborgenheit und Rückzugsmöglichkeiten.
Der Gemeinschaftsort
Zentrale Orte wie die Eingangszone oder der Gemeinschaftsraum bündeln das Gemeinschaftsleben. Sie sind Begegnungsorte und bieten Entfaltungsraum für gemeinsame Aktivitäten, an denen sich die Kleinen und Großen gerne beteiligen. Und an die sie nach Ausflügen immer wieder zurückkehren können.
Gesunde Umgebungen
Räume für Kinder haben ihre geo- und baubiologische Qualitäten, wenn man danach sucht und sich danach richtet. Das wird allerdings sehr selten gemacht, wie folgende Beispiele zeigen: Schlafen und Arbeiten zu nahe beieinander, Schlafplätze vor das Fenster oder zwischen Tür und Fenster, Nutzung von Hochbetten, offene Regale, Felder von Funk und Strom im Raum, keine Nutzung der Raumzonen.
Schade eigentlich, denn die Berücksichtigung gesundheitlicher Faktoren kann ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal des Bauernhofes zu Schulen und Kindergärten sein (leider!).
Kleine Räume und Höhlen
Mit anderen zusammen sein und sich von ihnen zurückziehen, ein solcher Kontaktwechsel gehört zum Kinderalltag. Deshalb brauchen Kinder auch Räume, die den Rückzug schützen, denn sie wollen Ruhe haben, ungestört sein, sich entspannen, sich konzentrieren.
Kinder lieben auch Höhlen. Wie magnetisch werden die Kleinen und auch die Größeren davon angezogen. Orte mit Höhlencharakter signalisieren Schutz vor Einblicken, Intimität, aber auch Abenteuer. Man kann sich verkriechen, verstecken, was aushecken und vieles andere auch noch.
Ein Eingriff in diese Miniräume und Höhlen ist für Erwachsene streng untersagt, das würde das Vertrauensverhältnis tief untergraben.
Stiegen und zweite Ebenen
Man kann mit Stufen vieles machen: unten, in der Mitte oder oben sitzen, hüpfen, steigen, auf allen Vieren kriechen, usw. Kinder sitzen gerne auf der Treppe zusammen übereinander. Außerdem kann man Stiegen hinunterrutschen.
Auf einem Podium, einer Galerie, einer Brücke erleben die Kinder intensiv die Spannung zwischen oben und unten. Man kann nach oben verschwinden und dennoch beobachten, was unten los ist. Und es lassen sich fesselnde Spiele zwischen oben und unten erfinden.
Achten Sie darauf, dass Kinder vor Unfällen geschützt sind, die Höhen nicht zu hoch sind, der Boden frei und ein Herunterfallen kein Problem ist.
Küche mit Kindern
Einer der Lieblingsplätze für Mädchen und Jungen. Lernen mit Spaß! Auch die Einladung in die Bauernhofküche sollte kindergerecht funktionieren. Ein großer Tisch, wo eine halbe Klasse Platz hat, eine durchgehende Fußbank zum Draufstellen, Schemel bei Spüle und Schränke. Hier können sie eigenhändig lernen, wie unsere Nahrungsmittel entstehen.
Genügend Stauraum
Auch wenn sie nur zu Besuch sind, sollte genügend Stauraum für die Kinder zur Verfügung stehen. Große Kisten sind ideal geeignet. Schränke und Schubladen sollten zudem stets geschlossen sein, da dies eine klare und strukturierte Atmosphäre schafft.
Außenraum im Innenraum
Kindern gefällt es, wenn sie auch drinnen im Haus Dinge tun können, die sie sonst draußen machen und wozu das Wetter mitspielen muss. Das ist nur auf einem Bauernhof möglich. Beispielsweise, wenn der Stadl zum Kinderparadies ausgebaut wurde und genügend Platz vorhanden ist.
Kindergerechte Freiräume
Um das Haus herum
Draußen und Drinnen haben für Kinder ihren Reiz. Häufig jedoch ist der Außenraum der beliebtere Ort. Vor allem, weil Kinder dort mehr Bewegungsraum haben. Kinder brauchen hausnahe Freibereiche mit unterschiedlichen Qualitäten und Nutzungsangeboten. Mit Abstand zum Wirtschaftsbetrieb – der sollte nur mit Führung besuchbar sein.
In der Natur
Kinder lieben die Natur – Sonne, Wasser, Feuer, Pflanzen- und Tierwelt. Sie sind von Naturerlebnissen stark beeindruckt, wollen die Naturgesetze entdecken, spielen einfallsreich mit dem Naturzeug. Teich, Biotop, Nutz-, Spür- und Riechgarten oder eine Feuerstelle geben den Freibereichen erst ihre herausgehobene Qualität.
Spielerische Mitarbeit am Hof
Das Besondere an der Kinderbetreuung auf dem Bauernhof ist, dass der Kontakt zu Tieren und Pflanzen sowie das Teilhaben an landwirtschaftlichen Kreisläufen und Tätigkeiten im Fokus stehen. Möglich ist es zudem, dass die Kinder einen eigenen Hausgarten oder ein Feld bewirtschaften, in der Streuobstwiese mithelfen, ein Kleintiergehege pflegen oder landwirtschaftliche Nutztiere halten. Dies richtet sich immer individuell nach dem Betrieb. Dabei ist häufig die Mitarbeit der Eltern gefragt.
Platzqualitäten
Raumenergetik und Raumpsychologie gibt es nicht nur in den Innenräumen, sondern auch in den Außenräumen. Natur ist nicht gleich Natur. Der Fluss der Lebensenergie ist eine der markantesten Qualitäten in der Natur. Es gibt intensive und beruhigte, kreative und konzeptive Plätze. Sie können gezielt eingesetzt werden, wenn man sie vorher identifiziert.
Elementare Qualitäten
Plätze mit elementaren Qualitäten kennenzulernen, kann für das spätere Leben sehr wichtig sein. Plätze mit erdiger, wässriger, feuriger oder luftiger Qualität. Sie können in jeder Hofumgebung identifiziert und für Kinderbesuch vorbereitet werden. Und an jedem dieser Orte kann etwas anderes erlebt, geübt und gelernt werden.
Zu guter Letzt
Die Steigerung von Kinder am Hof ist der Kindergarten am Hof. Weitergehend als in den Wald- und Naturkindergärten können diese naturnahen Hoferlebnisse unsere Kinder wieder näher an die Natur bringen. Kindergartengruppen am Hof einzurichten, ist natürlich ein eigenes Blogthema.
Über den Autor:
HOFIMPULSE
Mag. Wolfgang Strasser
Lebensraum- und Unternehmensberater
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