Verkaufen am Hof

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Sarah Stierch auf Wikimedia Commons

Der Bauernhof als Einkaufserlebnis

Immer mehr Menschen legen beim Einkauf großen Wert auf Nachhaltigkeit und Regionalität. Sie wollen sich bewusster und gesünder ernähren. Dafür braucht es frische und qualitativ hochwertige Lebensmittel, die am besten gleich direkt zu kaufen sind. Dieser Trend stellt für viele Landwirte einen guten Grund für die Eröffnung eines eigenen Hofladens dar. Die Direktvermarktung von hofeigenen Produkten bietet eine Möglichkeit, die betriebliche Wertschöpfung zu erhöhen. Um mit dem eignen Laden erfolgreich zu sein, sind viele Dinge zu berücksichtigen. Im folgenden Blog gebe ich hilfreiche Tipps für Örtlichkeit und Räumlichkeit eines Hofladens.

Das Konsumverhalten hat sich über die Jahre verändert und Hof- und Direktvermarkter gewinnen an Boden. Das Interesse für eine bewusste Ernährung nimmt zu und Saisonalität und Regionalität sind wichtige Antreiber. Das Gütesiegel „Gutes vom Bauernhof“ zertifiziert dafür die Qualität. 2023 wurde der „Verband bäuerlicher Direktvermarkter Österreich – Gutes vom Bauernhof“ gegründet. Spät aber doch, denn ich halte diesen Schritt schon lange für sehr wichtig.

Der Vorteil dieser Art von Direktvermarktung ist, dass er eine gute Wertschöpfung bietet, weil u. a. Kosten für Zwischenhandel und Transportwege entfallen. Platz am Hof, eine gute Lage – und natürlich hochwertige Erzeugnisse sind gute Gründe für die Eröffnung eines eigenen Hofladens. Um damit erfolgreich zu sein, muss das Gesamtpaket stimmen, wie man so schön sagt. Ein wichtiger Teil des Paketes sind Ort und Raum des Hofladens.

Vielfältige Möglichkeiten

Klar an der Spitze liegt beim Ab Hof-Verkauf der bäuerliche Selbstbedienungsladen, gefolgt von Box mit Zustellung, Bauernladen, Marktstand am Bauern- und Wochenmarkt, dem Verkaufsstand am Feld. Auch die Direktvermarktung im Rahmen von Buschenschänken und Heurigen haben Zuwächse. Starke Zuwächse gibt es auch bei Kooperationen mit der Gastronomie (Genussbetriebe) und dem Lebensmittelhandel (Bauernregal).

Räumlichkeit am Hof

Diese Aufzählung zeigt nicht nur, dass es unterschiedliche Möglichkeiten der Direktvermarktung gibt, sondern dass die meisten außerhalb des Hofes stattfinden. In diesem Blog geht es mir aber um den Hof und damit um den Hofladen mit Bedienung.

Nicht nur für Stammkunden

Der größte Teil der Hofkunden sind Stammkunden. Man kennt sich. Aber Laufkunden werden mehr. Genauer hinterfragt: sind nicht mittlerweile alle mehr oder weniger Gelegenheitskunden? Wie auch immer, alle erwarten ein ursprünglicheres Einkaufserlebnis und wollen sehen wer hinter den Produkten steht. Das geht aber nur, wenn man sich und den Hof zeigt.

Sich und den Hof zeigen

Ich weiß, das ist oft lästig. Der Kunde stört. Ich kenn das auch vom Gewerbe und der Industrie. Man möchte sich auf die Herstellung konzentrieren. Bei jeder Unterbrechung bleibt die Arbeit liegen. Da hilft nur Aufgabenteilung. Und Öffnungszeiten. Der Selbstbedienungsladen ist eine Lösung. Aber er befriedigt kaum die Bedürfnisse, die hinter einem Direktkauf stehen.

Ausstattung

Der Verkaufsraum sollte mindestens 40 m² groß sein, angeschlossen daran zusätzlich etwa noch einmal so viel Fläche als Lager-, Kühl- und Vorbereitungsräume sowie eine Toilette. Eine räumlich benachbarte Lebensmittelverarbeitung spart Wege und Kosten. Und Fläche oder Raum für Seminare und andere Veranstaltungen ist auch gut investiert.

Modern ausstatten

Wenn ein Hofladen eingerichtet wird, erfolgt die Ausstattung natürlich nach neuesten technischen Standards. Das ist auch gut so, schließlich soll die Ware gut präsentiert werden und frisch bleiben. Eine gute Wegeführung und verlockende Warenpräsentation steigern die Kaufmotivation. Für beides, Technik und Marketing, gibt es fachliche Unterstützung.

mit Funktionalität

Läden sind geheimnisvoll. Zum einen sind sie Stätten des Konsums, an denen das Angebot optimal präsentiert und das Kaufverhalten der Kunden in die gewünschten Bahnen geleitet wird. Einen Hofladen aber so gestalten, dass er zu einem Ort der Freude und des Erlebnisses wird, erfordert mehr als gute Planung. Hier müssen die Potenziale des Hofes an sich erkannt werden. Und dann im zweiten Schritt für den einzelnen Raum aktiviert werden.

mit Qualität

Dabei darf es zu keinen Widersprüchen kommen. Der Hof und das Angebot stehen für Natürlichkeit, Nachhaltigkeit, Regionalität und Saisonalität. Genau das muss auch bei der Ausstattung zu finden sein. Keine polierten Fliesen an Boden und Wand, schon gar keine aus fernen Ländern, kein Tropenholz, möglichst wenig Kunststoffe, usw.

mit Regionalität

Das Holz aus dem eigenen Wald, der Ziegelboden und der Naturstein aus der Region, die Naturfarbe an der Wand. Auch wenn man Natürlichkeit und Regionalität bei den Werk- und Baustoffen nicht sofort sieht, so spürt man sie dennoch. Eigenes Material und eigene Leistung schaffen eine Atmosphäre, die in Hochglanzmärkten nie möglich sein wird. Atmosphäre kennt kein Greenwashing!

mit Gesundheit

Diese Natürlichkeit und Regionalität bei Bau- und Werkstoffen unterstützt gleichzeitig auch die Gesundheitsförderung beim Menschen. Wohngifte und Schadstoffe sind schließlich eine der Hauptprobleme der „Indoor-Generation“.  Und damit sind wir wieder bei der Stimmigkeit mit gesunden Nahrungsmitteln.

mit Lagerfähigkeit

Bauernhöfe stehen auf guten Plätzen, sagt man. Der Standort der Tiere und die Lagerung von Lebensmitteln waren zu wichtig, als dass umweltbedingte Belastungen schädlich einwirkten. Das gilt auch heute noch. Aber Wasseradern können sich verändern. Und die Lage eines Bauernladens kann außerhalb der ehemals guten Zone sein. Eine Prüfung ist jedenfalls empfehlenswert. 

mit Atmosphäre

Es gibt geobiologische Phänomene mit energieabziehender und mit energieaufbauender Wirkung. In Räumen mit Lebensmittel sollte eine energieaufbauende Atmosphäre vorhanden sein. Das gilt auch für Räume mit Kundenverkehr. Gleichzeitig soll ein Hofladen gut mit Lebensenergie versorgt sein. Beides ist gut untersuchbar und gestaltbar.

Standort und Lage

Wie ich schon anmerkte, sollte der Hofladen im Hof sein. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten.

Aus Stall wird Hofladen

Ausgesiedelte Stallungen bieten sich für eine Hofladen förmlich an. Sie erfordern allerdings einen erhöhten Bauaufwand. Schließlich soll der ganze Beton raus, ein neuer Boden rein und eventuell vorhandene Gewölbe instand gesetzt werden.

Der Stadl als Hofladen

Scheune oder Stadl, die ihre Funktion verloren haben, bieten eine ganz andere Atmosphäre für den Hofladen als der Stall. Das offene Gebälk bis unters Dach hat seinen eigenen Reiz. Und genügend Platz für eine räumliche Vergesellschaftung mit der Lebensmittelverarbeitung. Damit bleiben die Wege kurz. Dafür braucht es allerdings klimatische Baumaßnahmen.

Der Hofladen im Ausnehmer

Eine gute Möglichkeit ist auch die Umnutzung eines Ausnehmers bzw. Ausgedinges. Falls das alte, meist kleinere Gebäude noch da ist. Eine bessere Möglichkeit für eine gute Atmosphäre gibt es fast nicht. Das gibt auch die Möglichkeit, ein vielleicht kulturhistorisches Gebäude stehen zu lassen und nicht durch einen Neubau an dieser Stelle zu ersetzen.

Auf den Hofladen aufmerksam machen

Bereits an der Abfahrt von der Bundesstraße sollte das erste Hinweisschild angebracht sein, um auf den Hofladen aufmerksam zu machen. Weitere Hinweisschilder richten sich dann nach Länge der Zufahrt und Anzahl der Kreuzungen. Beim Hoflanden angekommen, kann ein Hinweisschild wichtige Auskunft geben (z.B. Logo, Name, Öffnungszeiten, Sortiment, Website, etc.). Am Besten mit einem Prospekthalter ergänzen, damit Kunden die Infos mitnehmen können.

Den Hofladen finden

Bei der Zufahrt zu Höfen mit Hofladen ist es mir schon wiederholt passiert, dass ich die Orientierung verloren habe. Höfe sind meist groß und der Hofladen irgendwo. Orientierung beginnt mit der Kennzeichnung der Zufahrt und des Parkplatzes. Letzterer sollt unbedingt vor dem Hofladen sein. Denn auch am Weg vom Parkplatz zum Hofladen gibt es immer noch die Möglichkeit, sich zu verirren.

Die Eingangsgestaltung

Nicht nur die Kunden, auch die Lebensenergie kommt bevorzugt bei der Tür herein. Eine gute und auffallende Eingangsgestaltung ist also sehr wichtig. Die Gestaltung sollte nicht nur eindeutig sein, sondern auch ein Willkommen ausdrücken. Es gibt gestalterische Möglichkeiten, die einen förmlich hineinziehen. Ich zeige ich Ihnen sehr gerne, wie das geht.

Authentisch bleiben

Authentizität ist ein gutes Verkaufsargument. Und die Arbeit macht einem auch selber mehr Freude. Infos zur Familie und zum Betrieb, die die Frage anschaulich beantworten, wo die Erzeugnisse genau herkommen, sollten in keinem Hofladen fehlen. Eine schön dekorierten Info-Ecke, ein Tisch mit Sessel beispielsweise, gibt Platz für den Hofprospekt, einen Terminkalender für Seminar und Events am Hof, Infos zu aktuellen und saisonalen Angeboten und Leistungen, usw.

Den Hof miteinbeziehen

Nicht nur der eigentliche Hofladen, sondern der gesamte Hof sollte für ein echtes Einkaufserlebnis ansprechend gestaltet sein. Es sagt mehr über die Produkte aus, als der bestgestaltete Hofladen. Ein Spielbereich für Kinder, eine gemütliche Sitzecke für die Großen oder sogar ein Hofcafe machen ein echtes Erlebnis daraus.

Privaträume abgrenzen

Dabei darf aber auch nicht vergessen werden, dass hier eine Familie wohnt. Die Abgrenzung der Wohnräume zum Betrieb ist schon ein Thema, zum Hofladen mit Kundenverkehr noch mehr. Es braucht einsichtsgeschützte Bereiche für die Familie, wo man ungestört ist – wie jede andere Familie auch. Und es braucht Öffnungszeiten, die zusammen mit dem landwirtschaftlichen Betrieb machbar sind. Und noch Freizeit für Privates und Regeneration zulassen.

Zukunftsaussichten

Aber wie sieht nun die Zukunft des Ab-Hof Verkaufs aus? Ist das Konzept eines eigenen Hofladens auch in 10 bis 20 Jahren noch ein gute Möglichkeit für Landwirte, zusätzliche Einnahmen zu generieren? Wenn man dem derzeitigen Trend folgt, wird das Konzept auch in den nächsten Jahren weiter an Fahrt aufnehmen. Nachhaltigkeit und Regionalität wird beim Kauf von Lebensmitteln immer wichtiger. Wenn die Kapazitäten also vorhanden sind, stellt der Ab-Hof Verkauf eine tolle Chance für landwirtschaftliche Betriebe dar.

Zum Schluss

Wenn der Hof sehr abgelegen ist, wird der Betrieb eines Hofladens schwieriger. Gleiches, wenn das Sortiment eingeschränkt ist. In diesen Fällen empfiehlt sich eine bäuerliche Kooperation mit einem Hofladen in Ortsnähe oder am Besten ein Hofgeschäft am Ortsplatz. Damit ersparen sich die Kunden viele Kilometer, was auch der Umwelt gut tut, und das Sortiment ist vielfältiger. Wie so ein Hofgeschäft gut positioniert und eingerichtet wird, dem gehe ich in einem weiteren Blog auf die Spur.


HOFIMPULSE
Mag. Wolfgang Strasser
Lebensraum- und Unternehmensberater

A-4040 Linz, Leonfeldner Straße 94d
+43 (0)664 / 4053748
office@hofimpulse.at
www.hofimpulse.at

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